Warum betreiben wir überhaupt Regionalentwicklung? Und worum geht es da genau? Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, ist jedenfalls nicht überrascht darüber, dass so ein Konzept wie (nachhaltige) Regionalentwicklung früher oder später entstanden ist.
Am Anfang unseres Tuns steht ja meist ein Problem oder ein Handlungsbedarf, zum Beispiel der Klimawandel (früher: „saurer Regen“), demographische Entwicklungen („es wird immer schwerer, einen Platz im Altenheim zu bekommen“) oder nachlassende Wirtschaftskraft in einem Raum („in der Stadt gibt es bessere Arbeitsplätze“). Dem versuchten Politik und Verwaltung seit jeher entgegen zu wirken – mit ihren Instrumenten und mit unterschiedlichem Erfolg. Sicherlich gab und gibt es viele wirksame Maßnahmen und manchmal wünschte man sich noch mehr davon (z.B. gesetzliche Regelungen und Schwellenwerte für Emissionen). An anderer Stelle aber stießen diese regulativen Ansätze an ihre Grenzen. Sie passten nicht zum Problem, fanden keine Akzeptanz oder ließen Potenziale ungenutzt.
So setzte sich nach und nach die Erkenntnis durch, dass manche Maßnahmen eben nicht funktionieren, wenn sie einfach nur „von oben“, also z.B. einer zentralen Regierung aus, verordnet werden. Es werden sich Allgäuer mit anderen Fragestellungen beschäftigen als Moselfranken, Ostfriesen oder Sachsen – da liegt es nahe, an die jeweiligen Gegebenheiten angepasste Lösungen zu suchen. Umgekehrt können am anderen Ende der Skala, auf der örtlichen Ebene, zwar angepasste Lösungen gefunden werden, aber bisweilen fehlt die kritische Masse zur Umsetzung. Und schlimmer noch: Wenn die Individualisierung zu weit getrieben wird, haben wir das wenige effiziente Kirchturmdenken („Jedem Bürgermeister ein Spaßbad in seiner Gemeinde“). Die Ebene der Region bietet also eine geeignete räumliche Einheit für viele Fragestellungen.
Und die Entwicklung? Auch in diesem Arbeitsbereich setzte in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein genereller Wandel ein: von der „Hilfe von oben“ hin zum Konzept der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Auf internationaler Ebene wurde etwa der früher verwendete Begriff „Entwicklungshilfe“ zunehmend durch „Entwicklungszusammenarbeit“ ersetzt. Entsprechend änderte sich das Instrumentarium, partizipative Ansätze gewannen immer mehr an Bedeutung in der Entwicklungsarbeit. Nicht nur in den sog. Entwicklungsländern, auch in unserem heimischen Kontext wurde immer mehr Bevölkerungsbeteiligung betrieben.
Mit der Regionalentwicklung haben wir demnach einen Ansatz, der erstens auf einer (für viele Fragestellungen) geeigneten räumlichen Ebene wirkt (kleiner als die Nation, größer als die Gemeinde), und der zweitens nicht mehr so sehr das Administrative und Regulative, sondern vielmehr das Einbeziehen der Menschen und ihrer Fähigkeiten in den Vordergrund stellt (vom Paragraphen zum Menschen).
Endogene Regionalentwicklung, nachhaltige Regionalentwicklung, Regionale Governance u.a.m. sind Ausprägungen, die sich mit der Zeit entwickelt haben, wobei die Konzepte große Schnittmengen miteinander aufweisen.
Regionalentwicklung in diesem Sinn gibt es nun zwar seit mehreren Jahrzehnten und der Ansatz breitet sich weiterhin aus. Gleichzeitig scheint das Konzept aber (bei aller erwünschter Flexibilität) noch nicht stark genug verfestigt, dass nicht auch weiterhin wenig nachhaltige Entwicklungen zu beobachten wären (dass z.B. von Regionalentwicklung gesprochen wird, es letztlich aber nicht um einen ganzheitlichen Ansatz, sondern vorrangig um wirtschaftliche bzw. finanzielle Aspekte geht). Ziel von Akteure und Regionen ist es, eine nachhaltige Regionalentwicklung im echten Sinn voran zu treiben und diejenigen dabei zu unterstützen, denen es ernst damit ist. Nachhaltigkeit wird hier nicht immer explizit dazu gesagt, aber ausnahmslos immer dazu gedacht.