Weinberg-Patenschaft – mit Freunden die Kulturlandschaft schützen und Spaß dabei haben…

Wer von uns möchte nicht die Welt ein bisschen besser machen? Immer wieder gelingt uns das auch – oft ganz individuell im Kleinen. Manchmal aber sind es auch tolle größere Initiativen und Projekte, die verwirklicht werden, ohne dass die „Macher“ viel Aufhebens darum machen. Vorhaben ohne viel Rummel und ohne Website, nichtsdestoweniger sehr nachahmenswert.

Eines dieser Projekte spielt an der Mosel: Die Region ist seit hunderten von Jahren Weinbaugebiet. Die Flächen dort bringen alles mit, was für Spitzenweine nötig ist: Die für hochwertigen Riesling perfekt zusammengesetzten Schiefer-Böden, das richtige Klima und viel Expertise bei den Winzern. Dennoch ist der Weinbau in den letzten Jahrzehnten einem Strukturwandel unterworfen, in dessen Folge immer mehr Weinbergsflächen brach fallen. Statt der gepflegten Reben gibt es dann wuchernde Brombeeren und Gestrüpp – das wollen Mosel-Gäste eigentlich nicht sehen.

Weinberge an der Mosel. Im Vordergrund eine der bereits brachgefallenen Flächen, dahinter wächst der Geo-Wein.

Vor über zwanzig Jahren war all dies Thema in einer Lehrveranstaltung im Fachbereich Geographie an der Universität Trier. „Da muss man doch was machen“, dachten sich einige der damaligen studentischen Teilnehmer. Ein Stück Weinberg kaufen oder selber bewirtschaften war die erste Idee – aber schnell kam die Einsicht, dass dafür wohl doch das nötige Know-How fehlt. Durch Vermittlung des Professors wurde das Trüppchen dann in Kontakt gebracht mit einem aufgeschlossenen Winzer und gemeinsam wurde die Idee verwirklicht: Um die Jahrtausendwende übernahmen die mittlerweile über ganz Deutschland verteilten und in Lohn und Brot stehenden ehemaligen Studenten die Patenschaft für eine Weinbergsparzelle mit rund 1.000 Stock. Ein Jahr später kam der erste „Geo-Wein“ in die Flasche. Bei Lust und Laune helfen die Geo-Winzer bei der Lese und verkosten gemeinsam mit dem Winzer im Weinkeller das edle Tröpfen, bevor es auf die Flasche kommt. Nicht nur, dass sie im Laufe der Jahre selber noch viel mehr über den Weinbau und die Wein- und Kulturlandschaft an der Mosel gelernt haben, auch der Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis wurde für die Belange des Weinbaus sensibilisiert und begeistert. So ist für die meisten das jährlich im Sommer stattfindende „Weinbergsfest“, bei dem inmitten der Rebenlandschaft der neue Jahrgang präsentiert wird, ein fest etablierter Termin im Kalender.

Bevölkerungsbeteiligung, Partizipation, bottom-up, Stakeholder Engagement…

… diese und weitere Begriffe werden verwendet, wenn Akteure in Vorhaben und Projekte bzw. in Entwicklungs- oder Veränderungsprozesse einbezogen werden. In manchen Bereichen wird schon sehr lange mit Beteiligung gearbeitet (etwa in der Entwicklungszusammenarbeit), an anderer Stelle gibt es noch vergleichsweise wenige Erfahrungen damit (z.B. in der Grundlagenforschung). Es gibt gute Gründe für Beteiligung (z.B. um praxistaugliche Ergebnisse zu erzielen oder um Akzeptanz für bestimmte Maßnahmen zu schaffen). Beteiligung kann unterschiedlich intensiv gestaltet werden (von Alibi-Beteiligungsprozessen am einen Ende der Skala bis hin zu echter Selbstmobilisierung am anderen Ende). Und zur Umsetzung von Beteiligung steht eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten und Instrumenten zur Verfügung.

Zu beobachten ist vor allem: Wenn mehrere Leute über Beteiligung sprechen, meinen sie bei weitem nicht immer das selbe. Deshalb ist vor jedem Beteiligungsprozess zunächst einmal zu klären, aus welcher Perspektive und mit welchem Ziel Beteiligung betrieben werden soll. Wird von Betroffenen ein gesetzlich verankertes Recht auf Mitsprache eingefordert, so wie es bei den formalen Instrumenten wie Petitionen oder Bürgerentscheiden der Fall ist? Oder arbeitet eine Organisation, eine Kommune oder ein Unternehmen auf freiwilliger Basis mit informellen Beteiligungsinstrumenten, wie z.B. einer Zukunftswerkstatt oder Bürgergutachten? Gerade im Bereich der formellen Instrumente wird Bürgerbeteiligung von Projektverantwortlichen oftmals als „störend“ empfunden oder als Verhinderungsinstrument gesehen. Die andere Seite wird dann übersehen, nämlich dass Bürgerbeteiligung – zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt und mit den richtigen Instrumenten versehen – einen ungemeinen Mehrwert für dauerhaft erfolgreiche Projekte und Prozesse liefern kann.

Ganz wichtig ist dabei immer: Die Herangehensweise und die Art der Beteiligung muss zur gestellten Aufgabe passen. Ich unterstütze Sie gerne dabei, das richtige Instrument für Ihr Vorhaben zu finden!